Arno Schmidt als Urlaubsregression

Eigentlich hatte ich das Thema für ausgelebt gehalten. Aber Retro-Reminiszenzen auf meinem iPad und ein Mangel an Lesbarem auf der wolkigen Insel La Palma trieben meine Denke um Jahrzehnte zurück. Eine bei der großdeutschen Telekom teuer erkaufte Datenroaming-Mogelpackung, dessen bescheidenes Volumen ich binnen der vorgegebenen 24 Stunden bis zum letzten Bit ausgequetscht haben wollte, führte mich in Amazons elektrischen Bücherbasar: Gab es hier nicht irgendetwas Schmidtsches, das iPad-fähig war? Das Gesamtwerk in weiß nicht wie vielen Bargfelder Bibliophilie-Versionen, alles fein auf pedantischem Papier gedruckt. Kein einziges Elektrobüchlein weit und breit. Was hat man sich nur dabei gedacht? Dann aber: “Arno Schmidt für Boshafte” – ausgewählt von Bernd Rauschenbach, Vorstand der Arno Schmidt Stiftung, immerhin. Die hatte ich stets für grundsolide gehalten. Also waren meine Erwartungen an das Büchlein entsprechend. Nach wenigen Seiten denke ich: Arno Schmidt zum Abgewöhnen. Sprücheklopperei Seite um Seite, herausgerissen aus dem Großen Ganzen. Keine Synthesen seitens des Herausgebers, nur eine wackelige Einzäunung in Felder wie “Kosmos, Leben und Natur”, “Gott und die Seinen”, “Staat und Uniform”, “Ich”. Hier wird dann zwar munter drauf los gesät, aber jedes sprießende, stachelige Pflänzchen lässt Landmann Rauschenbach gleichgültig verkümmern und es bleibt am Ende nichts als Geröll mit welkem Wortgestrüpp. Zum schnellen Abschied dann noch ein lüttes Nachwort und ausgerauscht. Na gut, ist zur Unterhaltung, ist nicht ernst gemeint, die Sammlung, ist was fürs Portemonnaie des Herausgebers vielleicht, des Verlags gewiss. Aber Schmidt als Stehauf-Komödiant? In welche Welt sind wir gesunken? Muss dann wohl doch warten, bis ich das alte tote Holz aus staubigem, häuslichen Regal durchblättern kann. Alles uralte Fischer Taschenbücher, vom Zerfall zernagt. War eine frühe Leidenschaft, eine pubertäre. Insulare Regression, ja. Urlaub macht boshaft.