Zweieinhalb Jahre Einwohner dieser Stadt! Wie viele Möglichkeiten hätte man da gehabt! Man hätte sich in Kinos, Theatern, Ausstellungen, Konzerten, Opern mehrmals wöchentlich blicken lassen können. Man hätte neuen Menschen begegnen, neue Gegenden erforschen und neue Interessen entwickeln können. Aber es war immerzu nur Alltag. Und wenn nicht Alltag war, wurde man von Gästen, vorwiegend aus dem Norden, geradezu belagert. Ganze verlängerte Wochenenden lang!
Als wir noch nicht hier wohnten, in den zwei Jahren zuvor, wo wir nur die kleine Ferienwohnung hier hatten, war jeder kurze Wochenendaufenthalt gefüllt mit alledem, was jetzt fehlt. Nie waren wir so häufig in Kinos, Theatern, Ausstellungen wie damals! In dem ersten Jahr in dieser Stadt haben wir es gerade mal auf einen Kinobesuch gebracht.
Gut, wenn wir gerade keine Gäste hatten und es nicht Alltag war, reisten wir allzu oft selber herum: La Palma, Salzburg, Amsterdam, Sylt, Flensburg, Gran Canaria, Kalifornien gleich zweimal und immer wieder Kopenhagen, immer ein Wochenende pro Monat.
Wenn jetzt Gäste kommen und erwarten, sie würden von Einwohnern dieser Stadt hinter die touristischen Kulissen geführt werden können, dann haben sie sich geirrt. Immer wieder spulen wir dasselbe Programm ab. Bewährt. Mainstream. Die üblichen Highlights halt. Neues erkunden? Die Zeit fehlt uns!
So ist man hier. Und ist doch nicht hier. Alle Möglichkeiten, aber keine Möglichkeit. Es ist wie Starren auf eine kahle Wand.