Keine Kathedrale, sondern ein durchaus säkulares Berliner Kaufhaus zeigt sich hier in strenger Nüchternheit an einem der seltenen verkaufsoffenen Sonntage. Denn in Deutschland ist der Sonntag heilig. Und zwar für alle. So wollen es die Kirchen. Und so möchte es das Bundesverfassungsgericht. In Dänemark dagegen, wo es nach wie vor etwas so Anachronistisches wie eine Staatskirche gibt, die selbstverständlich evangelisch ist, und die sogar standesamtliche behördliche Aufgaben für sich monopolisiert hat, ist ein offenes Geschäft an einem Sonntag kein Problem. So bringt man es locker auf 20 verkaufsoffene Sonntage im Jahr, wogegen selbst das rebellische Berlin mit seinen ganzen 10 Tagen im Jahr jämmerliche Provinz ist. Aber die Kirche hat ja schon immer gern Gebote in Verbote umgestaltet. Wenn sie diese Umgestaltung doch mal versuchsweise umkehren würde, dann wäre das vielleicht ein erster Schritt hin zu volleren Häusern auch für diese durchaus gesellschaftlich relevante Institution. Ich allerdings werde mir auch in Zukunft an allen Wochentagen, wie es mir gefällt, meine eigenen Tempel aufsuchen. Dazu bedarf es keiner kirchlichen Anweisungen.